Wenn Du möchtest, kannst Du Dir die Beschreibung des Entwicklungsrades immer wieder mal suchen und durchlesen. Falls Du selbst mit Menschen arbeitest, darfst Du das Entwicklungsrad herzlich gern in Deiner Arbeit verwenden*. Es ist ein unglaublich kraftvoller Schlüssel.
Zunächst beschreibe ich Dir unsere gesellschaftliche Situation und zeige Dir dann die Anwendung des Entwicklungsrades. Diese kannst Du für Dich selbst, Dein jeweiliges Gegenüber, andere Gruppen oder eben die Welt an sich heranziehen.
Am Anfang stand die Leiter …
Kennst Du das? Unsere gesamte Gesellschaft ist hierarchisch aufgebaut. Damit kommen wir alle immer wieder in Situationen, in denen wir uns niedriger oder höher als andere Menschen fühlen:
- das Verhältnis unserer Follower gegenüber anderen Kanälen
- Berufswege, Schulabschlüsse und deren darauf folgende elitäre Anerkennungskreise
- soziale und finanzielle Herkunft
- das Umfeld in dem wir leben
- spirituelle Entwicklungsstufen
- u.v.m.
Das ist natürlich aus unserer Geschichte so entstanden und nicht grundsätzlich falsch. Denn Menschen suchen und brauchen Zugehörigkeit. Unsere aktuellen Denkgewohnheiten hätten Schwierigkeiten damit, ein Kind der 1. Klasse mit jenen der 8. zusammenzustecken. Bestimmte Lernphasen unserer Entwicklung sind absolut wichtig. Naturvölker leben das noch weitaus intensiver über rituelle Zeremonien. Da ist manch ein Junge stolz, wenn er endlich in den Kreis der starken Männer aufgenommen wird oder das Mädchen, sobald ihr Körper sie auch offiziell zur Frau macht (Frauen verachtende Rituale klammere ich an dieser Stelle aus).
Doch von diesen reifungspsychologisch wirklich wichtigen Entwicklungsphasen abgesehen, sieht es später schon ganz anders aus.
In der Arbeitswelt gibt es unzählige zu erklimmende Leitern. Nur wenige davon sind durchgängig erreichbar.
Wir sind eine Gesellschaft der Ausgrenzung
Wie fühlt es sich an, wenn jemand sich abgewiesen fühlt, weil er oder sie auf einer unteren Stufe steht oder einer Gruppe nicht zugehört? Völlig außen vorgelassen, dass kein Mensch überall zu Hause sein kann**.
Natürlich definieren wir über bestimmte Erkennungsmerkmale unsere Neigungen und Zugehörigkeiten. Wir bauen uns selbst die Schubladen, in die wir von anderen nicht gern gesteckt werden.
Schmerzvoll wird es jedoch meist dann, wenn sich allein durch diesen Prozess jemand über oder unter uns stellt. Leider geschieht das überall. Besonders spürbar für jene Menschen, die aus einer „tieferen“ sozialen Schicht kommen, aber intellektuell natürlich nicht weniger ausgestattet sind wie vermeintlich „hohe“. Lediglich ihre Chancen sind schlechter. Und damit auch ihre Wahrnehmung in der Gesellschaft.
Klar gibt es zahlreiche Charaktere, die „nicht wollen“. Leider sprechen wir jedoch niemals über jene, die so gerne würden, jedoch keinerlei Mittel haben, an ihrer Situation etwas zu ändern. Allein hierüber ließen sich viele Seiten füllen (oder Geschäftskonzepte wie bspw. „Seele auf Kurs“, was direkt danach folgte, siehe meine Vita).
Um aber auf das Entwicklungsrad zurückzukommen, hier noch ein anderes Beispiel:
Wer kennt sie nicht, die vielen abgehobenen Spirituellen, die vor lauter Fliegen ihr Wurzelchakra vergessen zu haben scheinen und nicht müde werden, anderen ihre Entwicklungsstufe überzustülpen? Oft auch zu erkennen, an ihrer noch stark ausgeprägten „richtig oder falsch“-Haltung.
Ertappt? Keine Sorge. Es ist ein Teil des Weges und bei uns allen mal mehr und mal weniger ausgeprägt.
Falls Du Lust hast, erzähle gern, in welchen Bereichen Du Dich aktuell oder früher einmal ausgegrenzt und herablassend behandelt gefühlt hast. Gibt es Situationen, in denen Dir das auch gegenüber anderen passiert?
Das geschieht nahezu jedem. Ein erster wichtiger Schritt ist die Erkenntnis selbst. Also zu merken, dass es Dir passiert. Vielleicht bist Du bereits (oder beinahe) an dem Punkt, in dem es Dir nach außen nicht mehr sehr leicht durchrutscht, aber Du in Dir drin noch oft in die Bewertungsfalle tappst und zu wissen glaubst, was für einen anderen Menschen die bessere Lösung/Haltung, was auch immer sei. Manchmal wirst Du damit richtig liegen und ab und an falsch. Das Eine vom Anderen zu unterscheiden, ist die Kunst reflektiert spirituellem Wachstums. Und auch für Dich selbst gilt, was manch jemand für richtig oder falsch hält, muss noch lange nicht der Deinen Wahrheit entsprechen.
Wir Menschen sind hier, um zu lernen und darum geht es im Entwicklungsrad. Du kannst es ganz leicht und in vielen vielen Situationen anwenden.
Anwendung des Entwicklungsrades
- Auf welcher Stufe einer Leiter befindest Du Dich aktuell, insgesamt oder innerhalb eines bestimmten Themas, beispielsweise in Deiner Spiritualität? Es spielt keine Rolle, ob es ein „eher oben oder unten“ ist. Bewerte Dich nicht. Registriere es nur und nimm‘ Deine Gefühle und Gedanken dazu wahr. Wenn Du möchtest, kannst Du sie Dir auch von der Seele schreiben oder malen.
- Nun entscheide in Deinen Gedanken, wo genau Du diese Leiter innerlich siehst oder platzieren möchtest. Bei Dir im Kopf? Bei Dir Zuhause, irgendwo in der Natur? Wenn Dir nichts einfällt, ist es vollkommen in Ordnung.
- Wichtig ist, dass Du Dir diese Leiter gedanklich ausbaust. Wie weit, bleibt ganz Deinem Gefühl und aktuellem Bedürfnis überlassen.
Während Du sie ausdehnst, lässt Du sie gleichzeitig weicher und biegsamer werden. Achte gern auf alle währenddessen aufkeimenden Gefühle und sonstigen Wahrnehmungen. - Geh‘ wenn Du möchtest noch einmal in Dein ursprüngliches Gefühl des „niedriger/höher seins“ oder was auch immer es im Detail war, zurück und spüre wie sich das mit dem Ausdehnen Deiner Leiter bereits verändert.
- Sobald es für Dich richtig ist – das kann noch immer eine sehr kurze oder aber sehr lange Leiter sein – biegst Du sie zu einem Rad.
- Wo stehst Du jetzt? Achte auf alles was in Dir geschieht. Schreibe oder male gern alle Wahrnehmungen auf. Manchmal werden weitere relevante Aspekte erst hinterher von außen und mit Abstand betrachtet, klarer.
Es handelt sich beim Entwicklungsrad nicht nur um eine rein mentale Übung, sondern ein äußerst kraftvolles heilendes Instrument.
Vorteile durch das Entwicklungsrad
Das Entwicklungsrad ist ein großer mentaler und spiritueller Schlüssel. Wer es einmal kennengelernt hat, wird fortan klarer sehen und bestimmte Situationen wesentlich lässiger betrachten können. Dies steigert die eigene innere Toleranz sich selbst und anderen Menschen gegenüber.
Es hilft Dir dabei, aus allen gewohnten hierarchiefördernden Bewertungsmechanismen auszusteigen. Denn was passiert während der Anwendung?
Durch die Umwandlung einer Treppe in ein Rad, tritt Vollkommenheit ein. Wir erkennen, dass es neben der anderen Perspektive nicht nur auch unsere eigene (und umgekehrt), sondern viele weitere „Fenster der Wahrheit“ gibt. Es gibt kein höher und niedriger mehr, sondern nur ein „Deine, meine und andere Perspektiven„. Keine dieser hebt sich an Wichtigkeit oder Rechthaberei hervor, alle sind Teile des Ganzen.
Jedes Fenster hat die gleiche Größe. Während ich durch das eine hindurch sehe, kann ich ein paar andere erkennen. Jedoch trotzdem nur aus meiner Perspektive. Dies fördert das Verständnis anderer Sichtweisen. Denn innerhalb dieser Fensterperspektiven können wir niemals das Ganze erfassen.
Aussteigen aus dem Rad
Dazu müssten wir aus dem Rad aussteigen. In jenem Moment, in dem wir das tun, sind wir jedoch schon nicht mehr innerhalb unseres eigenen gefangen, sondern müssen alle anderen gleichwertig verstanden haben. Gelingt uns dies nicht, befinden wir uns noch immer innerhalb unseres Rades.
Praktisches Umdenken ins Entwicklungsrad
Diese Technik ist eine grundlegende Änderung, die Welt zu betrachten.
Selbst wenn andere Menschen sich weiterhin auf Stufen agierend verhalten, die uns nicht gut tun, hilft das Rad uns, solche Situationen neu zu bewerten und festzustellen, dass eben der Andere sich noch auf einer Stufe fühlt und entsprechend verhält. Wenn wir dies verinnerlichen, können wir uns trotzdem leichter und gelassener in seine Perspektive hineinversetzen und entsprechend lösungsorientierter kommunizieren.
Das Entwicklungsrad trägt dazu bei, unsere Weitsicht, Toleranz und Lässigkeit zu steigern.
Wir können es auf allen Ebenen unseres Lebens anwenden, privat und beruflich. Letztendlich stehen und sehen wir die Welt je nach Situation, Tagesverfassung, Umfeld, Charakter, Gewohnheiten und unserem jeweiligen Kontakte-Radius immer aus unterschiedlichen Perspektiven. Das ist völlig in Ordnung und Teil des Lebens.
Lediglich der schmerzhaft bewertende Teil, nimmt dem Frieden seine Zukunft. Wer sich das Entwicklungsrad jedoch zu eigen macht, wird ein Teil dieser Zukunft ebnen.
So gesehen ist das Entwicklungsrad ein Seelenweiser zurück nach Hause.
Viel Spaß damit und herzliche Grüße
Tanja
*Es ist wichtig für diese Welt und deshalb wird die Nutzung kostenfrei bleiben. Nur bitte nenne und verlinke die Quellenangabe, falls Du es irgendwo schriftlich einsetzt.
**Nur zur Klarstellung ist diese Aussage nicht in Bezug auf regionale und ethnische Grenzen gemeint (obwohl es leider noch immer eine enorme Rolle spielt). Es bezieht sich allgemein auf die Themen/Interessen/Kontakte etc. unseres Lebens. Selbstverständlich kann sich jeder Mensch überall auf der Welt zu Hause fühlen und sollte dies auch dürfen.
Text (c) Leben auf Kurs – verfasst von Tanja am 26. Januar 2021
Bildquellen: goldene Leiter und Leiterfenster von Designer Gianluca Balestri entwerfen lassen – Rest Pixabay
Gern teilen oder die Metapher des Entwicklungsrades herzlich gern sowohl privat als auch für Deine eigene Arbeit kostenlos verwenden. Nur bitte beachte eine Quellenangabe und Verlinkung, sollte sie irgendwo schriftlich, auditiv oder visuell zum Einsatz kommen.