In meinen Beiträgen spreche ich gelegentlich vom Schneeberg. Diesen kannst Du gedanklich einsetzen, wenn Du unliebsame Gewohnheiten ändern und bisherige Hindernisse aus dem Weg räumen möchtest. Der Schneeberg berücksichtigt die Funktionsweise Deines Gehirns. Genauer gesagt nutzen wir sie :-).
Was fährst Du lieber, Schlitten oder Ski?
Ich muss ja zugeben, dass ich beides meide. Skifahren habe ich nie gelernt und fürs Schlittenfahren fühle ich mich zu ungelenkig. Dafür fahre ich sehr gern mental Ski. Und zwar auf meinem Schneeberg.
Hintergrund zum Schneeberg
Früher galt der Spruch „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr“
Das ist mittlerweile vollkommen widerlegt. Unser Gehirn ist bis ins hohe Alter in der Lage, sich anzupassen und Neues zu lernen.
Die Durchlässigkeit unserer neuronalen Nervenbahnen können wir mit entsprechender Ernährung und auch Gehirntraining erhalten oder wieder verbessern.
Wie Du genau das machst, nämlich bis ins hohe Alter Neues zu lernen, zeige ich Dir jetzt anhand unserer ungeliebten Verhaltensmuster.
Beispiel „Konditionierung ändern der Süßigkeitenfalle“
Stell Dir vor, Du möchtest in einer klassischen Naschkonditionierung, beispielsweise abends vorm Fernseher, anders reagieren.
Der erste Schritt ist die wichtige Frage, wie genau Du eigentlich stattdessen lieber reagieren möchtest. Sagen wir mal:
„Ich möchte abends glücklich, zufrieden und satt sein“ oder
„Ab sofort greife ich nur noch zu gesunden Naschereien“.
Das wären beides gute Affirmationen, die Du Dir immer wieder verinnerlichen kannst. Was in Deinem Kopf passiert, lässt sich mit dem Einfahren einer Ski- oder Schlittenspur vergleichen. Deine bisherige Gewohnheit entspricht einer breit eingefahrenen Schneespur.
Je öfter sie benutzt wurde, um so tiefer und breiter ist sie. Es braucht nur einen minimalen Reiz und schwupps, rutscht Du dort wieder ganz von allein runter. Einmal in Fahrt, ist es fast unmöglich zu stoppen. Das ist mit ein Grund, weshalb es wenig nutzt wenn Dir andere erklären, dass es doch ganz logisch wäre, dass Du Dich in einer bestimmten Situation so und so verhalten müsstest. Das ist Bullshit und erst mit höchstem Mentaltraining mittendrin zu unterbrechen (Stichwort Streitabläufe).
Merkst Du gerade das das eine Suggestion war? Vielleicht habe ich Deinen Erfolgsprozess damit unnötig ausgebremst und Du wärst eigentlich schon jetzt in der Lage, solche Abläufe mittendrin zu stoppen. Daher sei sehr vorsichtig, mit solchen von außen aufgestellten Behauptungen und nimm nur an, was für Dich stimmig ist!
So, zweiter Schritt: Wenn Du nun also eine neue Gewohnheit verankern möchtest, musst Du in Deinem Kopf zunächst eine neue Schneespur einfahren (möglichst unter Einbeziehung all Deiner Sinne, auch wenn sich das alles nur im Kopf abspielt). Du stellst Dir also den Idealzustand bzw. den erwünschten Ablauf, das perfekte Verhalten, was auch immer, vor.
Das ist beim ersten Mal ungewohnt. Du weißt nicht so genau, wie der Weg geht und wo Du am Ende genau rauskommst. Beim Naschbeispiel also eher nicht am Schokischrank, sondern vielleicht stolz mit einer Stange Paprika achtsam lächelnd im Schneidersitz. Versuche Deine bisherigen Gewohnheiten mit neuen Abläufen zu über“malen“, die einen Unterschied zu vorher machen. Im Idealfall mit Freude und Stolz verbunden sind.
Beim nächsten Gedankentripp geht es schon ein wenig besser und je öfter Du diese Spur wählst, desto flutschiger wird die Abfahrt. Deine inneren Prozesse legen Deiner frisch gebildeten neuronalen Spur im Gehirn mit jedem weiteren Mal immer mehr Details an. Auch hier ist es wieder hilfreich mit all Deinen Sinnen zu arbeiten. Denn je mehr Du mit einbindest, desto stärker wird Deine Erfolgsbahn sein.
Schauspiel fürs Gehirn
Deinen lieben grauen Zellen ist es nämlich vollkommen schnurz, ob Du diese Abläufe in echt trainierst oder nur im Geiste. Bei Sportlern wurde nachgewiesen, dass rein mentale Trainingsabläufe wie beispielsweise in einer Hypnose, die echten Muskeln trainieren. Vor allem aber auch die inneren Abläufe.
Daher ist es wichtig, jeden Zielzustand so genau und oft wie möglich durchzuspielen. Vielleicht hast Du schon die 21 Tage-Regel für neue Gewohnheiten gehört. Irgendwann mal hat ein Mensch herausgefunden, dass ab dieser Zahl eine besonders hohe Wahrscheinlichkeit eintritt, dass die Leute ihre Änderungen beibehalten. Du brauchst Dich nicht darauf zu versteifen. Bei manchen geht das wesentlich schneller, andere brauchen noch länger. Es kommt einzig und allein auf die Frage an, wieviel öfter Du diese Spur fährst, um die alte Gewohnheitsspur in Deinem System quasi einschneien und verblassen zu lassen.
Du weißt aber auch, was passiert, sobald man nur einmal eine frisch eingeschneite Spur wieder fährt? …
Manche werden das als eigene Ausrede nutzen. Andere wissen nun endlich um die Fallstricke und finden den Weg hinaus. Es kommt einzig und allein auf Deine Absicht an. Wenn Du wirklich etwas verändern möchtest, dann hilft Dir der Schneeberg dabei.
Um Deine alten Schneespuren am Anfang leichter zu umgehen, könntest Du abends in nächster Zeit vom Bett aus Fernsehen. Und da ist es vielleicht voll klar, dass Du nicht isst. Du hast das bisher mit Schlafen verbunden. Oder lass vielleicht auch den TV ganz weg und geh mit einem Buch – oder Deinem Partner haha – ins Bett J. Schnippel Dir schon vorher gesunde Snacks, damit Du im Falle des heißen Moments schnell darauf zurückgreifen kannst. So kannst Du Deinen gewohnten Ablauf noch weiter beibehalten, änderst aber inhaltliche Details.
Wenn mal etwas schief geht und Deine alte Spur wieder eingefahren, kein Problem. Du weißt ja jetzt wie es geht :-).
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