Manchmal erleben wir Phasen, in denen es scheint, als würden uns alle Menschen falsch verstehen oder wir grundsätzlich falsch verstanden werden.
Vielleicht beruhigt es Dich zu wissen, dass auch mir das geschieht. Und das obwohl ich das „Menschen besser verstehen“ auf meinem Eingangsschild habe.
Eben ist mir in einer Arztpraxis etwas derart Ärgerliches passiert, dass ich vor lauter Sprachlosigkeit und Entsetzen Tränen in den Augen hatte, als ich es zu Hause meinem Mann erzählte.
Auf meinem Überweisungsschein hatte die Hausarztpraxis etwas anderes notiert, als mir gegenüber der Arzt gesagt hatte. Für mich nicht weiter wild, weil diese eine Detailuntersuchung ein Teil des eigentlich anstehenden Checkups eines solchen Facharztes darstellte.
Nun bestanden die Arzthelferinnen aber auf dieser einen exakten Untersuchung. Hier lag ganz offensichtlich ein Laienmissverständnis vor. Was denen klar war, konnte ich nicht wissen.
Während ich dies mehrfach zu klären und besser zu verstehen versuchte, hörten mir die Damen jedoch nicht zu, sondern schnauzten mich die ganze Zeit an, dass ich mich zwischen a und b entscheiden müsse, weil die Kasse nur eine Untersuchung zahlen würde. Das war mir neu. Ich dachte, dass man zum Facharzt geht, um zum Hauptthema dessen Gebietes untersucht zu werden.
Missverständnisse geschehen uns häufig. Das Dilemma des Moments war, dass mich die Arzthelferinnen gemeinsam fertig machten, niederredeten und mir das Gefühl gaben, ein absolut bekloppter Vollidiot zu sein. Am Ende erklärten sie dann sogar, dass sie so etwas wie mich noch nie hatten und es aufgrund ihrer vielen Kuchengeschenke ja klar sei, dass mit mir etwas nicht stimmt.
Derweil hatte ich die ganze Zeit nur versucht zu erklären, aus welchem Grund ich da war und war sprachlos, wie falsch ich verstanden und wie schlecht behandelt wurde.
Ständig falsch verstanden werden
Kennst Du solche Situationen, in denen Du einem Menschen mehrmals hintereinander einen Sachverhalt schilderst und hinterher die immer wieder gleiche Reaktion bekommst, so als ob Du noch gar nichts gesagt hättest? Dich oft das falsch verstanden werden begleitet?
Mir war es irgendwann zu doof und ich bin gegangen. Ich gehöre zum Stressverarbeitungstyp „Flucht“. Zumal ich weiß, dass meine emotionsgeladene Stimme in einer eingefahrenen Situation nicht dazu beiträgt, als Engel interpretiert zu werden. Hier liegt nämlich eh zu 85% aller Konflikte dieser Art die Ursache, weshalb ich falsch verstanden werde und keinerlei Chance mehr erhalte, dass mir mein Gegenüber noch weiter sachlich zuhört.
In emotionalen Momenten eine miserable Stimme
Ich habe eine scheiß Stimme 😅. Ja im ernst. Nicht die sanft entspannte von Youtube. Sondern wenn ich aufgeregt oder auf andere Weise emotional reagiere. Irgendetwas darin verändert sich so krass, dass sich andere Menschen angeschrien fühlen, während ich mich selbst noch als sachlich diskutierend wahrnehme. Ich scheine um einige Oktaven anstrengender gehört zu werden, als ich selbst beabsichtige, also merke.
Das ist doppelt anstrengend, weil die wenigsten Menschen sich für unsere Absichten interessieren, sondern immer aufgrund ihres Bildes von uns reagieren und unser Verhalten bewerten.
Wie damit umgehen?
Falls es bei Dir etwas Ähnliches gibt, kann ich Dir nur berichten, wie ich damit umgehe. Beispielsweise durchs darüber Schreiben, wie hier jetzt. Auch das ist eine Variante von Selbstannahme.
Wir alle haben Eigenschaften, die wir nicht mögen. Da hilft auch das geheilteste Selbstvertrauen manchmal wenig. Wenn Du Dir solcher vermeintlichen „Macken“ jedoch bewusst bist, kannst Du sie vielleicht ab und an sogar humorvoll betrachten.Halt die Stimme hoch! Scherz beiseite Tanja
Textquelle & Copyright: Tanja. Trotzdem
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Bildquelle: Pixabay – Gespräch: ear-2973126_640 –
Dieser Artikel wurde schon am 4.5.2021 auf einer meiner alten Seiten veröffentlicht.
Tanja Schillmaier ist Autorin und systemische Coachin mit einer Leidenschaft für hilfreiche psychologische Methoden, die sie in ihren Büchern mit tiefen persönlichen Einsichten kombiniert. Sie unterstützt ihre Leser darin, Herausforderungen des Alltags zu meistern, indem sie komplexe Themen auf verständliche Weise vermittelt und Werkzeuge zur Selbstreflexion bietet. Mit ihrer eigenen wachsenden Powerquickie-Buchreihe und weiteren Ratgebern, wie dem Buch ‚Zuckerteufel – Glücklich leben trotz ADHS‘, schafft sie inspirierende Ressourcen für Menschen, die Probleme zu bewältigen haben und nach mehr Leichtigkeit und Balance suchen.