Während ich gerade so gar keinen Bock auf das Beschreiben meines Flipcharts für meine drei Vorträge nächstes Wochenende habe und selbst eine Motivation für Frauen bräuchte, möchte ich Euch etwas erzählen:
Heute früh war ich bei traumhaftem Wetter mit Bergblick Joggen.
Anfang und Ende meiner üblichen Laufstrecke bildet eine Bahnbrücke, unterhalb der ich danach immer meine Dehnübungen mache.
Nun finden da gerade irgendwelche Gleisbauarbeiten statt und die ganze Brücke leuchtete schon von weitem mit ungefähr 20 Arbeitern in ihren orangenen Westen.
Direkt vor und unter ihnen mit feuerrotem Kopf und total verschwitzt Streckübungen machen und mein Hinterteil entgegen strecken? Auweia! Hilfeee! Würden die mich verarschen? Oder eher anmachen?
Letzteres hätte ich ja zu gern den Mädels in meinem Knusperkurs berichtet, als Motivation für Frauen, nämlich der Unterstreichung, dass die meisten Männer etwas in der Hand haben wollen, anstelle sich an Stacheldrahtzäunen zu verletzen.
Das war bei mir vom Typ Birne zwar auch noch weit entfernt davon, wie ich es gerne hätte, aber nun gut. So näherte ich mich immer mehr und mein Fluchttrieb wurde kreativ. Ich konnte ja den anderen Weg nehmen. Oder aber ganz locker durchmarschieren und die Dehnung zu Hause machen.
Herrje, warum verschwanden Hirn und Verstand in diesen Momenten zugunsten dieser oberflächlichen Reduktion? Gab es zum Geier denn nichts Wichtigeres als die Frage, wie ich bei einer Runde Männern ankam? Nein.
Mein Hirn verstand sich ums Verstecken unter dem fadenscheinigen Vorwand meines Reptiliengehirns. Ohne Sex hätte der Mensch halt nie den Mond bestiegen. Erst wenn unser Überleben und manches mehr gesichert sind, gibt es frei nach Maslow, Verstand und diese selbsterfüllende Instanz.
Ok. Nun hatte mein Gewissen also genügend Entschuldigungen und ließ sich schon ein wenig gewährender die stille Beobachtung dieser Typen gefallen.
Nicht ich von ihnen! Noch lief ich ja erst dorthin. Nein, umgekehrt! Ich kam nicht umhin zu bemerken, wie ich alle Typen scannte und jene mit starken Oberarmen besonders musterte.
Tja, meine Herren, nun ist es amtlich. Wir Frauen stehen Euch nämlich in nix nach! Wenn unsere Hormone einigermaßen gesund schwingen, fressen wir Euch in unserem Geist noch bevor Ihr ihn buchstabiert habt.
Was wir nur gar nicht abkönnen ist aber, solches Verhalten uneingeladen unterstellt und als Freifahrtschein präsentiert zu bekommen bzw. entsprechend billig behandelt zu werden! Das ist auch der Grund, weshalb ich Macheuse mit „eu“ schreibe! Wenn Du das jetzt nicht verstehst, ist’s auch gut.
Unsere Fantasien sind das Eine. Aber Contenance unser Kleid!
So kam ich also näher.
Hin- und hergerissen zwischen meinen eigenen Fantasien, meinen alten Ängsten und der Frage „Tue ich es wie gehabt oder flüchte ich?“
Nun kommt das, was ich Euch Damen mit diesem Artikel zur Motivation für Frauen eigentlich sagen und als meinen Geheimtrick für heikle Phasen verraten wollte. Meine Knuspis kennen es als den „Mantel Deiner Seele“.
Ich habe mir in diesem Moment vorgestellt, was ich anhand dieser Szene den Knuspis alles an MUTivation mitgeben könnte und – schwupps – steckte ich in einer anderen Rolle. In der Rolle des Coachs, nicht mehr in der (haha) Macheuse und auch nicht gefangen in meinen Ängsten.
Das war alles vollkommen verflogen. Ich ging an mein Dehnungsgeländer wie sonst auch. Die Streckung bei der ich nach meinen Füßen greife und folglich mein gewaltigstes Stück der Schwerkraft entziehe, war wie immer, nämlich gar nicht in des Mannes Richtung.
Die letzten Gehminuten zu mir nach Hause gab es dann ein farbenfrohes Gespräch. Nicht seitens der Männer. Nein, in mir.
Die oberflächliche Macheuse war total enttäuscht, dass sie gar nicht bemerkt wurde und fragte sich, ob Silikon nicht doch die bessere Antwort wäre.
Die Angst stellte einmal mehr fest, dass sie nur dazu dient vor Gefahren zu warnen und wieder ganz handsam und kontrollierbar wird, sobald man sich ihr stellt.
Der Coach war total glücklich, weil er einmal wieder auch für sich selbst erkannt hatte, dass es am Ende nur darauf ankommt, welchen Mantel wir uns gerade anziehen wollen.
Die Weltretterin redete fortwährend „Schreib davon, schreib davon, da steckt so viel Wichtiges drin“ und wird erst jetzt langsam ruhiger.
Tja, und dann war da noch der Flipchartblock … und die Erkenntnis, dass manche Hürden ein wenig größer sind, aber durch das Durchstehen dieser vielen banalen kleinen, genug Energie, Kraft und Erfahrung zusammen kommen, um die großen Baustellen unseres Lebens mit Bravour zu meistern.
MUTivierende Musengrüße
Deine Tanja
Textquelle & Copyright: Tanja. Trotzdem
Teilen unter Quellenerhalt oder Verlinkung erlaubt
Bildquellen: Pixabay Flipchart: ai-generated-8400963_640 – joggende Frau: move-891107_640 – starker Mann: body-1846668_640 – Stimmen im Kopf: ear-3971050_640
Dieser Artikel wurde schon am 9.11.2015 auf einer meiner alten Seiten veröffentlicht.
Tanja Schillmaier ist Autorin und systemische Coachin mit einer Leidenschaft für hilfreiche psychologische Methoden, die sie in ihren Büchern mit tiefen persönlichen Einsichten kombiniert. Sie unterstützt ihre Leser darin, Herausforderungen des Alltags zu meistern, indem sie komplexe Themen auf verständliche Weise vermittelt und Werkzeuge zur Selbstreflexion bietet. Mit ihrer eigenen wachsenden Powerquickie-Buchreihe und weiteren Ratgebern, wie dem Buch ‚Zuckerteufel – Glücklich leben trotz ADHS‘, schafft sie inspirierende Ressourcen für Menschen, die Probleme zu bewältigen haben und nach mehr Leichtigkeit und Balance suchen.